"Warum seid ihr so dumm?" fragten die Eingeborenen die Missionare. "Warum sollen wir dumm sein?" fragten diese zurück. "Weil ihr euch nicht bemalt wie die Eyiguayeguis". Man musste bemalt sein, um ein Mensch zu ein: Derjenige, der im Naturzustand verharrte, unterschcied sich in nichts vom Tier. (Claude Lévi-Strauss, Traurige Tropen, 1955)
Das ist ein Zitat, das an einer Wand im Gewerbemuseum zur aktuellen Ausstellung TATTOO zu lesen ist. Am letzten Sonntag habe ich diese spannende Sammlung zur Tattoogeschichte und Tattoosymbolik besucht und war sehr positiv überrascht, wie ernsthaft und vielschichtig dieses Thema angegangen wird! Es sind nicht nur Fotos zu rituellen Tattoos ausgestellt, sondern kann man dort auch den berühmten Tattooautomaten bestaunen und erhält fundierte Infos über Tattoofarben früher und heute.
Auch kann man eine Reportage über ehemalige Gefängnisinsassen und deren Tattoos verfolgen. Warum und wie sie es gemacht haben.
Auch sehr spannend ist die Serie über persönliche Tätowierungen von unbekannten Namen - meinst in der Wissenschaft tätig - wie beispielsweise Frank Turnitza. Er hatte Hodenkrebs und musste bestrahlt werden. Damit die Ärzte auch jedes Mal den richtigen Bestrahulungspunkt finden, haben sie Frank einen Punkt an der besagten Stelle tätowieren lassen. Nun hat Herr Turnitza keinen Hodenkrebs mehr, aber die Tätowieriung erinnert ihn noch heute daran. So hat die Wissenschaft gewissermassen zum Tattoo geführt.
Ich kann diese Ausstellung jedem, der nicht nur am schönen Aussehen sondern auch am Hintergrund seines Körperschmucks interessiert ist, wärmstens empfehlen. Die 10 CHF Eintritt sind gut investiert. Die Ausstellung läuft noch bis zum 9. Juni 2014!